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Merkel beim Integrationsgipfel: „Es bleibt sehr, sehr viel zu tun.“
Hat die Corona-Pandemie besondere Auswirkungen auf die Integration in Deutschland? Und welche Auswirkungen sind das? Das beschäftigte die Teilnehmer des heutigen Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt, der in diesem Jahr – wie so viele Treffen auch – digital zusammenkam.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, warb dabei für eine „Digitaloffensive“ – auch im Bereich der Integration. Digitale Integrationskurse, digitale Sprachförderung und gezielte Beratung in sozialen Netzwerken sollen vor allem Frauen beim Berufseinstieg und der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen.
Integration gelingt am besten durch Begegnung, durch Austausch, durch Sprache. Und all das ist in Zeiten von Corona besonders schwierig. Umso wichtiger ist es, dass auch hier die digitalen Chancen genutzt werden. Denn nur wer wirklich in unserem Land ankommt, wer die Werte unseres Land in seinem Alltag kennenlernt, wer einen Job findet und unsere Sprache lernt, kann seine Chancen nutzen.
Das Ankommen erleichtern, Werte vermitteln
Bundeskanzlerin Angela Merkel betont daher: „Wir wollen das Ankommen erleichtern, Werte vermitteln.“ Wenn wegen Corona Sprach- und Integrationsangebote, Bildungs- und Ausbildungsangebote oft nicht stattfinden, dann steht das einer guten Integration im Wege. Erschwerend kommt hinzu: Viele Zuwanderer mit geringerer Qualifikation arbeiteten häufig im Handel, in der Logistik oder im Gastgewerbe – den Branchen also, die besonders hart von der Corona-Krise, der Kurzarbeit und der Gefahr von Jobverlust betroffen ist. Die Bundeskanzlerin unterstützt daher ausdrücklich den Ansatz der Integrationsbeauftragten Widmann-Mauz: „Einwanderern fällt es aufgrund der Corona-Anordnungen nicht so leicht, in unserem Land Fuß zu fassen.“ – Allen Teilnehmern des Integrationsgipfels war klar: Corona darf keine Integrationsbremse sein.
Einstieg in Bildung, Ausbildung und Berufsleben fördern
„Kinder und Jugendliche sind auch Leidtragende“, so Merkel. „Kontaktbeschränkungen machen ihnen zu schaffen.“ Gerade zum Erlenen von Sozialkompetenz und von Bildung brauche es das Miteinander. Dieses Miteinander ist die Voraussetzung für gelingende Integration.
„Erfolgreiche Teilhabe bedeutet, im Berufsleben anzukommen, den Lebensunterhalt für sich sichern zu können und damit auch zum Wohlstand unseres Landes beizutragen“, so die Bundeskanzlerin. Sie stellt fest: „Teilhabe ist eine Frage der Menschlichkeit, eine Frage der Gerechtigkeit, eine Frage der gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit und eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft.“
Folgende Kernvorhaben standen im Mittelpunkt:
Staatsministerin Annette Widmann-Mauz: „Wir nehmen Integration persönlich.“
Staatsministein Annette Widmann-Mauz bekräftigte im Anschluss an den Gipfel: „Wir müssen ein Land der Chancen, der Vielfalt und des Zusammenhalts sein.“ Niemand dürfe ausgeschlossen werden. Integration brauche Fordern und Fördern. „Wir müssen jetzt alles daransetzen, dass Corona unsere Integrationserfolge nicht zurückwirft.“ Man brauche „eine Schippe drauf“. Die Integrationsbeauftragte stellte dazu 3 Kernpunkte vor:
- „Wir starten eine Digitaloffensive. Damit wir jede und jeden erreichen können.“ Das betrifft alle Bereiche von Bildung, Ausbildung, bis zur sozialen und beruflichen Integration. Dafür sollen digitale Ausstattung ausgebaut und digitale Teilhabe früh ermöglicht werden, schon in der Aufnahmeeinrichtung.
- Es gibt eine Fokussierung auf den Arbeitsmarkt. Mehr Berufsqualifizierung, Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Fokus auf Frauen. Auch hier soll der persönliche Kontakt hergestellt werden.
- „Wir befördern ein kommunales Integrationsmanagement mit maßgeschneiderten Angeboten.“ Integration findet vor Ort statt. Kommunen sollen unterstützt werden, damit individuell und passgenau Integration vor Ort gestärkt werden kann.
Familienministerin Franziska Giffey: Angebote „in leichter Sprache“ bieten.
Die Familienministerin betonte:
- Angebote sollen in Muttersprache und auf Deutsch „in leichter Sprache“ erfolgen.
- In allen 16 Bundesländern sollen Koordinationsstellen geschaffen werden, um Wirtschafts- und Arbeitsangebote für Migranten schnell und zielgerichtet zu vermitteln.
- Bessere Kontrolle von Schwarzarbeit. Missbrauch und Ausbeutung sollen verhindert werden.
Zur Unterstützung von Familie sollen bestehende Angebote ausgebaut und besser vermittelt werden:
- Migrantenfamilien sollen auf deutsche Kita-Angebote hingewiesen und über ihre Betreuungsrechte informiert werden.
- Integration in Kitas, Integrationsprogramme und Sprachkitas sollen ausgebaut werden.
- Interkulturelle Kompetenz der Fachkräfte soll ausgebaut werden.
Bildungsministerin Anja Karliczek: „Zugänge schaffen.“
Die Bildungsministerin betont: Zugang zu Bildung schaffen, sei ein „Kernelement“ für gelingende Integration. Dazu müsse man einerseits Qualifikationsstandards gewährleisten. Zuwanderer müssten andererseits besser mit dem deutschen Bildungssystem und den sich daraus ergebenden Chancen vertraut gemacht werden.
- „Die Pandemie stellt Integrationsfähigkeit des Bildungssystems auf die Probe.“ Dazu wurden neue Programme zur digitalen Ausstattung von Schulen auf den Weg gebracht. 500 Mio. Euro gibt der Bund zur Ausstattung für bedürftige Schüler. Davon profitieren Kinder aus Zuwandererfamilien in besonderem Maße.
- „Orte der Integration sind vielfältig“. Gerade der Arbeitsmarkt bietet Chancen. Berufsqualifikationen und Arbeitserfahrungen sollen sichtbar gemacht werden. Es gelte, „das, was jemand kann, für unseren Arbeitsmarkt nutzbar zu machen“. Man müsse wertschätzen, was Menschen können. Dazu wurde die zentrale Servicestelle Berufsanerkennung eingerichtet.
- 300 000 Studentinnen und Studenten und 60 000 Wissenschaftler und Lehrer aus dem Ausland zeigen: Hochschulen sind wichtige Integrationsorte. Das Wissenschaftssystem profitiert davon.