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18.10.1989: „Erich, es geht nicht mehr. Du musst gehen.“
Am 18. Oktober 1989 kommt der erste große Knall: SED-Chef Erich Honecker tritt offiziell zurück. Schon am Tag vorher war die Entscheidung gefallen, Honecker zum Rücktritt aufgefordert worden. Mit den Worten „Erich, es geht nicht mehr. Du musst gehen.“ In den Tagen zuvor hatte Egon Krenz den Sturz vorbereitet. Am Ende war es Willi Stoph, Vorsitzender des Ministerrates, der die entscheidenden Worte sprach.
Schritt für Schritt zerfällt die DDR-Regierung. Der Druck der Straße macht die Führung nervös. Honecker selbst wird Realitätsverlust vorgeworfen. Das Gorbatschow-Wort, „wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, soll in erster Linie auf ihn gemünzt gewesen sein. Klar ist: Honecker hat das Vertrauen verloren – der Menschen, der Partei und des SED-Politbüros.
Für die Zukunft werden intern unterschiedliche Wege bevorzugt: Die Mitglieder des Politbüros wollen die SED-Diktatur retten, auch mit Unterstützung von Armee und Stasi. Reformer wie der Dresdner OB Hans Modrow wollen die DDR demokratischer machen und modernisieren.
Doch auf Honecker folgt Egon Krenz. Er ist Vorsitzender des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates der DDR und damit der zweite Mann im Staat. Honecker selbst schlägt ihn nach seinem Rücktritt auf der Tagung des Zentralkomitees der SED am 18. Oktober als seinen Nachfolger vor. Krenz spricht in seiner Antrittsrede von einer „Wende“, davon, die SED wieder stark zu machen, um „die politische und ideologische Offensive wieder zu erlangen“.
Die Bevölkerung lehnt Egon Krenz ab. Auch, weil er als Leiter der Zentralen Wahlkommission für die Ergebnisfälschungen bei der Kommunalwahl vom Mai 1989 verantwortlich war. Krenz bleibt nur bis zum 3. Dezember 1989 im Amt und tritt an diesem Tag mit allen anderen Mitgliedern des SED-Politbüros zurück. Positiv angerechnet wird ihm, bei der Großdemonstration am 4. November 1989 den Einsatz von Schusswaffen ausdrücklich verboten zu haben.
Kurios: Bei der Abstimmung im Politbüro am 17. Oktober stimmte auch Honecker für seine Absetzung. Bis zuletzt war ihm das Prinzip der Einstimmigkeit am wichtigsten.