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23.10.1989: Erste Pressekonferenz der DDR-Opposition
Über vier Jahrzehnte hatte die SED-Diktatur kritische Meinungen unterdrückt. Am 23. Oktober 1989 lässt sie Meinung zu: In Berlin gibt es die erste freie Pressekonferenz der Friedlichen Revolution. In der evangelischen Kirchgemeinde am Fennpfuhl stellen Oppositionsgruppen Erlebnisberichte zu den Polizeieinsätzen am 7. und 8. Oktober vor. In Leipzig demonstrieren am Abend über 300 000 Menschen.
In Berlin werden Berichte der Festgenommenen öffentlich gemacht. Die Darstellungen sind erschreckend. „Stundenlang mussten Gefangene regungslos in kalten Garagen und Kellern zubringen, die medizinische Versorgung war unzureichend“, schrieb die Welt 1999 im Rückblick. Mehr als hundert Seiten umfasst die Dokumentation der Übergriffe durch Stasi und Polizei. 59 Mitglieder der Berliner Akademie der Künste unterschreiben die Forderung nach Einrichtung einer unabhängigen Kommission. Diese soll das Vorgehen von Polizei, Stasi und Hilfstruppen untersuchen. Der Schriftstellerverband Berlin und der Verband Bildender Künstler richten gleichartige Appelle an den Volkskammerpräsidenten.
Am selben Tag findet in Leipzig die – fast schon traditionelle – Montagsdemo statt. Zum ersten Mal gehen über 300 000 Frauen und Männer gegen das Regime auf die Straße. Zehntausende sind in Magdeburg, Dresden, Schwerin, Zwickau, Halle, Stralsund und Berlin auf den Beinen. Eine der Forderungen der Demonstranten an diesem Abend ist konkret: Der neue Generalsekretär der SED, Egon Krenz, soll nicht auch noch Staatsratsvorsitzender werden. Doch noch setzt die SED ihren Kandidaten durch.