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Bildungsbericht 2020 zeigt Licht und Schatten
Höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems, bessere Betreuung von Kindern bis 10 Jahre aber auch mehr Schulabbrecher und Nachholbedarf bei der Ausstattung mit digitalen Medien: Der Bericht „Bildung in Deutschland 2020“ macht Hoffnung und zeigt gleichzeitig, wo Verbesserungen notwendig sind. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek zeigte sich bei der Vorstellung des Berichts erfreut, dass „immer mehr Menschen ihren Bildungsweg selbst bestimmen können“. Grund dafür sei die größere Flexibilität im Bildungssystem und die bessere Verzahnung von beruflicher und akademischer Bildung. Der Bericht dokumentiert einige positive Entwicklungen: Immer mehr Menschen bilden sich in Schulen, Hochschulen oder beruflich und es steht mehr Geld für Bildung zur Verfügung. Zudem gibt es mehr Personal und der Bildungsstand der Gesellschaft steigt.
Das Schwerpunktkapitel „Bildung in einer digitalisierten Welt" ist in der Corona-Pandemie besonderes aktuell: Der Einsatz von digitalen Medien ist im Bildungsbereich längst nicht selbstverständlich. In Hochschulen und der Weiterbildung sind digitale Medien weit mehr an der Tagesordnung als in Schulen. Digitale Kompetenzen seien etwa bei Schülerinnen und Schülern „ausbaufähig". Karliczek betonte, viele Beteiligte an Schulen und anderen Bildungsinstitutionen hätten in den vergangenen Monaten hohen Einsatz gezeigt. „Corona war ein Feldversuch für die Bildung und hat gerade im Bereich der Digitalisierung auch Schwächen offenbart“, so die Ministerin. Nun müssen für alle Ebenen, also Schulen, Berufs- und Hochschulen Konzepte für den digitalen Wandel erarbeitet werden. „Gute Konzepte müssen aber dem Alter der Kinder angepasst werden und passgenau sein“, betonte sie. Daher sei beim DigitalPakt Schule von Anfang an darauf geachtet worden, dass die Förderung digitaler Infrastrukturen und die Entwicklung pädagogischer Konzepte Hand in Hand gehen.
Ganztagsbetreuung in Grundschulen zügig ausbauen
Bildung hängt in Deutschland allerdings in vielen Fällen immer noch von der Herkunft ab, zeigt die Studie. Während bei Schülerinnen und Schülern, die im Elternhaus viel Unterstützung erfahren, große Motivation vorhanden sei, gebe es immer noch Kinder, die zu Hause weniger gefördert werden und Gefahr laufen, abgehängt zu werden. Hier sieht die Ministerin eine der großen Herausforderungen, da noch zu viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen, zudem gebe es über alle Bildungsbereiche hinweg Menschen mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen. Hier kommen höhere pädagogische Anforderungen auf das Bildungspersonal zu, zum Beispiel durch die Zusammensetzung der Gruppen und Klassen, die in Aus-, Fort- und Weiterbildung der im Bildungsbereich Beschäftigten zu berücksichtigen seien.
Für Eltern jüngerer Schulkinder stellte die Ministerin schnelles Handeln in Aussicht: Karliczek kündigte an, dass bis zum Ende der Sommerferien ein Umsetzungsplan für die Ganztagsbetreuung von Kindern bis 10 Jahre vorgelegt werden soll, damit könnten viele Kinder individuell besser gefördert werden. Corona habe die große Belastung von Eltern gezeigt; für Entlastung zu sorgen, sei eine Selbstverständlichkeit.
Was ist Ihre Meinung? Welche Bildungsthemen müssen im Lichte der Corona-Pandemie besser unter die Lupe genommen werden? Teilen Sie ihre persönlichen Erfahrungen mit uns unter www.kickoff2030.de!
- Steigende Ausgaben für Bildung und Forschung: im Jahr 2017 auf knapp 300 Milliarden Euro und – nach vorläufigen Berechnungen – im Jahr 2018 auf gut 310 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 9,3 Prozent am BIP. Die jährlichen Ausgaben je Schülerin und Schüler an öffentlichen Schulen stiegen im Zeitraum 2010 bis 2017 um rund 22 Prozent auf 7.300 Euro.
- Die Zahl der „Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer“ steigt auf 17,2 Millionen Menschen. Nicht nur wegen steigender Geburtenzahlen oder Zuzügen aus dem Ausland, sondern auch, weil Kinder früher lernen und es einen Trend zur Höherqualifizierung gibt.
- Mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen: 2008 verfügten 24 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren über Hochschulreife, 2018 bereits 33 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil von Personen, deren höchster Schulabschluss der Hauptschulabschluss ist, von 39 Prozent auf 30 Prozent zurückgegangen. Der Anteil der Hochschulabsolventinnen und -absolventen ist im gleichen Zeitraum um fünf Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen.
- Die Zahl der im Bildungswesen Beschäftigten hat seit 2008 kontinuierlich zugenommen. Der größte Zuwachs bis zum Jahr 2018 ist dabei in der frühen Bildung (+ 63 Prozent) und an den Hochschulen (+37 Prozent) zu verzeichnen.
- Mehr Kinder in Kitas und Kindergärten: ihre Zahl ist zwischen 2006 und 2019 von 2,6 Millionen auf 3,3 Millionen gestiegen. Insgesamt nehmen mehr Eltern ein Betreuungsangebot für ihre Kinder wahr.
- An Schulen gibt es 20 000 Lehrkräfte mehr als noch vor zehn Jahren. Die Altersstruktur ist dabei aber nicht immer ausgeglichen, auch wenn der Anteil der jüngeren Lehrkräfte steigt.
- Mehr als eine halbe Million junger Menschen entscheiden sich für ein Studium. Auch Fachhochschulen verzeichnen höhere Bewerberzahlen.
- Viele Kinder von geringqualifizierten Eltern erreichen einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern.
- Die Digitalisierung schreitet in allen Bildungsbereichen voran. Digitale Medien werden nicht nur aus aktuellem Anlass, sondern auch im längerfristigen Trend vermehrt in die Lehr-Lern-Prozesse integriert, jedoch in unterschiedlichem Maße in den verschiedenen Bildungsbereichen.
Der seit 2006 alle zwei Jahre erscheinende Bildungsbericht wird von einer unabhängigen Wissenschaftlergruppe unter Federführung des Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) erarbeitet.
Den Bericht können Sie hier nachlesen: www.bildungsbericht.de