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Freie Wahlen am 4. Juni 1989 in Polen – Anfang vom Ende des Kommunismus
Das hatten sich Polens kommunistische Machthaber um General Wojciech Jaruzelski sicherlich anders vorgestellt: Sie stimmten bei den Verhandlungen mit der Opposition am „Runden Tisch“ im Frühjahr 1989 eingeschränkten freien Wahlen in Polen zu, in dem Glauben, damit ihre Macht retten zu können. Ihr Plan: Nur rund ein Drittel der Mandate im Sejm wird frei gewählt an die Opposition gehen, die anderen Mandate an die Kommunisten und den mit ihnen verbündeten Blockparteien. So könne nichts schief gehen. Aber es ging für sie schief. Schon vorher signalisierten Streiks und Massen-Demonstrationen den kommunistischen Machthabern, ihre Zeit ist vorbei.
Die also teilweise demokratischen Wahlen am 4. Juni 1989 brachte ein klares Ergebnis: In den Sejm wurden alle Kandidaten der Solidarność für die Oppositionssitze gewählt, im (nicht beschränkten) Senat gewannen sie 99 der 100 Mandate. Die Polen wollten mit dem Kommunismus nichts mehr zu tun haben. Zwar wurde Jaruzelski im Juli 1989 durch Sejm und Senat knapp zum ersten Präsidenten Polens gewählt, doch er schaffte es nicht einmal mehr, ein Kabinett zu bilden. Denn die Kommunistische Partei Polens fiel in sich zusammen. Im August 1989 wurde dann der Oppositionspolitiker Tadeusz Mazowiecki Ministerpräsident und damit erster nichtkommunistischer Regierungschef im Ostblock. Der Demokratisierungsprozess Polens ließ sich nicht mehr aufhalten. Ende 1990 wurde Lech Walesa von den Bürgern zum polnischen Präsidenten gewählt und im Oktober 1991 fanden dann die ersten komplett freien Wahlen statt.
Die Ereignisse in Polen hatten eine ungeheure Strahlkraft für den gesamten Ostblock. Die Polen zeigten der Welt und natürlich dem unmittelbaren Nachbarn DDR, dass man ein kommunistisches Regime in die Knie zwingen kann – mit demokratischen und friedlichen Mitteln. Die freien Wahlen in Polen hatten Auswirkungen auf Ungarn, wo im September 1989 die Grenze zu Österreich und damit zum freien Europa geöffnet wurde und auf die Tschechoslowakei, wo ebenfalls noch 1989 das kommunistische Regime fiel. Auch die SED konnte dem Druck der Straße nicht mehr Stand halten. Es kam zum Mauerfall, zu demokratischen und freien Wahlen in der DDR und am 3. Oktober 1990 zur Deutschen Einheit. Diese Ereignisse haben wir auch den mutigen Polen zu verdanken, die 1989 freie Wahlen für sich erkämpften.