
- Bei Facebook teilen
- Bei Twitter teilen
- Bei Whatsapp teilen
- Per Messenger teilen

Kohls Zehn-Punkte-Plan auf dem Weg zur Einheit
Am 28. November vor 30 Jahren legte Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl im Deutschen Bundestag in Bonn ein Zehn-Punkte-Programm zur schrittweisen Überwindung der Teilung Deutschlands vor. Das Programm wird zu einem Meilenstein auf dem Weg zur Vollendung der Deutschen Einheit. Als Kohl am Morgen des 28. November 1989 an das Rednerpult trat, war nur eine Handvoll Eingeweihter darüber informiert, was er sagen würde.
Die ersten fünf seiner zehn Punkte, die er an diesem Morgen vorstellte, markierten Stufen der innerdeutschen Entwicklung:
Erstens Sofortmaßnahmen, zweitens die Fortführung der ökonomischen, technologischen und kulturellen Zusammenarbeit, drittens eine umfassende Ausweitung der bundesdeutschen Hilfen, wenn „ein grundlegender Wandel des politischen und wirtschaftlichen Systems in der DDR verbindlich beschlossen und unumkehrbar in Gang gesetzt wird“, viertens die von Hans Modrow in dessen Regierungserklärung vom 17. November 1989 angesprochene „Vertragsgemeinschaft“ und fünftens, darüber hinaus, „konföderative Strukturen zwischen beiden Staaten in Deutschland“ mit dem „Ziel, eine Föderation, das heißt eine bundesstaatliche Ordnung in Deutschland zu schaffen“.
An diesem Punkt, unmittelbar vor einer Wiedervereinigung, wechselte Kohls Programm von der innerdeutschen auf die internationale Ebene, um die Einbettung der deutschen Vereinigung in den internationalen Integrationsprozess zu dokumentieren:
Sechstens forderte Kohl die weitere Entwicklung der Ost-West-Beziehungen, siebtens die Fortsetzung der europäischen Einigung und ihre Ausdehnung auf die ehemals kommunistischen Staaten Mittel- und Südosteuropas, achtens die Weiterentwicklung des KSZE-Prozesses und neuntens „weitreichende und zügige Schritte in der Abrüstung und Rüstungskontrolle.“
Somit sollte schließlich zehntens der „Zustand des Friedens in Europa“ erreicht werden, in dem Deutschland „seine Einheit wiedererlangen kann.“
Sprachlich und politisch hatte Kohl mit seinem Zehn-Punkte-Programm ein nach allen Seiten abgefedertes Konzept vorgestellt, das den Begriff „Wiedervereinigung“ konsequent vermied.
Zwei Themen allerdings sprach er nicht an: die polnische Westgrenze und die Bündniszugehörigkeit eines wiedervereinten Deutschlands – beide Fragen sollten binnen weniger Wochen zentrale Bedeutung gewinnen.