Schäuble: "Die Sparer in Deutschland sind gut abgesichert"
"Wir werden in den Geschichtsbüchern lesen, dass diese Krise Europa noch stärker zusammengebracht hat", zeigte sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Gespräch mit Bild.de überzeugt. Da sich die Euro-Zone in den vergangenen Jahren weiterentwickelt habe, könne Zypern jedoch als Einzelfall betrachtet werden. Schließlich hätten die "Turbulenzen eben nicht auf andere Länder Südeuropas ausgestrahlt" - anders als noch 2012, als die Krise in Griechenland auch Nachbarländer in Mitleidenschaft gezogen hatte. Lesen sie hier das Interview im Wortlaut:
Bild: In Zypern mussten erstmals Sparer für die Krise zahlen. Müssen wir befürchten, dass so etwas auch in Italien oder bei uns in Deutschland passiert?
Wolfgang Schäuble: Nein, dafür besteht überhaupt kein Grund. Die Sparer in Deutschland sind gut abgesichert und auch in Europa wollen wir die Regeln weiter verbessern. Zypern ist und bleibt ein spezieller Einzelfall.
Bild: Wie wollen Sie verhindern, dass der Tabubruch in Zypern Vertrauen in allen Euro-Staaten zerstört?
Schäuble: Einlagen bis 100.000 Euro sind überall in der EU geschützt. In Deutschland und in vielen anderen Staaten geht die Sicherung weit über diese Summe hinaus. Die Spareinlagen in Europa sind sicher. Aber in Zypern waren die beiden großen Banken faktisch nicht mehr zahlungsfähig und der zypriotische Staat hatte auch nicht mehr das Geld, um die Einlagen zu sichern - auch nicht die 100.000 Euro.
Daher mussten die anderen Staaten der Euro-Zone helfen. Gemeinsam haben wir in der Euro-Gruppe entschieden, Eigentümer und Gläubiger an den Kosten zu beteiligen, also diejenigen, die die Krise mit verursacht haben. Chance und Risiko sind zwei Seiten einer Medaille. Das stärkt die Glaubwürdigkeit bei den Steuerzahlern in den Euro-Staaten und damit auch das Vertrauen in den Euro.
Bild: Zypern ist vorerst gerettet, aber sehen wir die Kredite je wieder?
Schäuble: Zyperns Wirtschaft wird jetzt eine Zeit lang einen schmerzhaften Anpassungsprozess durchlaufen. Aber dann wird es auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis die Kredite zurückzahlen.
Bild: Ist der Euro sicherer als vor drei Jahren?
Schäuble: Ja. Gerade das konnte man in der Zypern-Krise sehen. Die ganzen Turbulenzen haben eben nicht auf andere Länder Südeuropas ausgestrahlt. Das war Anfang 2012 noch anders, als wegen der anstehenden Neuwahlen in Griechenland plötzlich die Zinsen für ganz Südeuropa in die Höhe schossen. Auch die Finanzmärkte haben verstanden: Wir sind besser vorbereitet. Wir haben viel erreicht.
Bild: Wäre es dann auch leichter, ein Land aus dem Euro ausscheiden zu lassen?
Schäuble: Nein, wichtiger ist, dass wir stark genug sind, alle im Boot zu halten.
Bild: Wächst auch Europa jetzt zusammen oder spaltet der Euro den Kontinent?
Schäuble: Der Euro bewährt sich auch in der Krise. Und bis jetzt ist alles viel besser gelaufen, als die vielen Experten vorhergesagt haben. Ich sage: Wir werden in den Geschichtsbüchern lesen, dass diese Krise Europa noch stärker zusammengebracht hat. Wenn man betrachtet, wie es zu meiner Jugendzeit in Deutschland und Europa aussah, muss man doch sagen: Wir leben in einer sehr glücklichen Zeit.
Das Interview mit Bundesfinanzminister erschien ursprünglich am 30. März 2013 auf bild.de. Das Gespräch führten Nikolaus Blome und Jan Schäfer.