Raiffeisen: Ein Visionär wird 200
Am 30. März jährt sich der Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. Sein Auftreten war nicht laut, seine Ideen umso revolutionärer: Was er machte, wurde zu einem der Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft.
Erst in seiner zweiten Lebenshälfte fand Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu seiner Passion: Er entwickelte das bis heute in seinen Grundwerten erhaltene Genossenschaftswesen, das nach dem Leitspruch „Einer für alle, alle für einen“ die Basis des Handels von landwirtschaftlichen Nutzgütern darstellt, ebenso wie der Name des Erfinders „Raiffeisen“ zur Marke wurde.
Seine genossenschaftliche Idee überzeugte dabei nicht nur hierzulande, sondern weltweit: Neben den 18 Millionen Genossenschaftsmitgliedern in Deutschland gibt es rund 780 Millionen in über 100 Ländern der Erde. Auch deshalb nahm die UNESCO Raiffeisens Idee Ende 2016 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf.
Genossenschaften sind gelebte soziale Marktwirtschaft. Leistung plus Solidarität stehen dort noch immer anstelle einer Profitgier. Alleine deshalb gebührt ihnen ein besonderer Stellenwert. Volks- und Raiffeisenbanken sind regional und lokal derart verankert, dass sie nicht selten zu zentralen gesellschaftlichen Stützen von ganzen Dörfern und Städten wurden. Mit regionalen Sponsorings und einer ausgeprägten Mittelstandsförderung sorgen sie für die Zukunft im mittelständisch geprägten Deutschland.
Der Erfolg heute gibt der rund 150 Jahre alten Idee Raiffeisens recht: Die etwa 82.000 Beschäftigten im Deutschen Raiffeisenverband erwirtschafteten 2016 einen Jahresumsatz von rund 60 Milliarden Euro. Rund die Hälfte der Marktfrüchte in Deutschland geht durch die Hände in Raiffeisen-Genossenschaften. Ein Drittel der Exporte von tierischen Erzeugnissen geht auf ihr Konto. Auch etwa 30 Prozent des deutschen Weins stammen aus Genossenschaften.
Mit der Gründung des Heddesdorfer Darlehnskassenvereins (1864), des Flammersfelder Hilfsvereins zur Unterstützung unbemittelter Landwirte (1848), und der Rheinischen Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank (1872) schuf der Sozialreformer seine Modelle zur Unterstützung unbemittelter Landwirte und für landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaften – zum günstigen Einkauf von Produktionsgütern wie beispielsweise Saatgut und Düngemittel. Der Heddesdorfer Darlehenskassenverein gilt als erste Genossenschaftsbank nach heutigen Verständnis.
Quellen: wikipedia.de, bundesregierung.de