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19.08.89: Ein Picknick bringt die Mauer ins Wanken
Mit der Zustimmung ungarischer und österreichischer Behörden sollte bei einer Picknick-Veranstaltung nahe der österreich-ungarischen Grenze ein Grenztor für drei Stunden symbolisch geöffnet werden. Zwischen 600 und 700 DDR-Bürger nutzten diese kurze Öffnung des Eisernen Vorhangs zur Flucht in den Westen.
Zwei Männer hatten die Idee zu dieser symbolischen Grenzöffnung: der CSU-Europaabgeordnete Otto von Habsburg (Präsident der Paneuropa-Union) und der ungarische Staatsminister und Reformer Imre Pozsgay, Mitglied der Partei „Ungarisches Demokratisches Forum“.
Mit Flugzetteln geworben
Diese sahen im geplanten Picknick („bei Bier, Wein und Goulasch“) eine Chance, die Reaktion Gorbatschows (damals: Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei) auf eine Grenzöffnung zu testen und einigten sich darauf, dass unter den DDR-Bürgern Werbung für das Picknick gemacht werden sollte. Die Paneuropa-Union ließ tausende Flugzettel verteilen, mit denen zu einem Picknick nahe der Grenze bei der ungarischen Stadt Sopron eingeladen wurde.
Amtliche Bewilligungen bestätigten dann für den Nachmittag des 19. August 1989 von 15 bis 18 Uhr einen improvisierten Grenzübergang.
Bei der symbolischen Durchtrennung des Stacheldrahtes gegen 15 Uhr kamen völlig unerwartet die ersten 20 bis 30 DDR-Bürger am noch bewachten und von bewaffneten Kräften gesicherten Grenztor an. Das Tor wurde dann aufgerissen und die hauptsächlich jungen DDR-Bürger rannten auf die österreichische Seite, wo einige Journalisten und ein Kamerateam des ORF standen.
Zwischen 600 und 700 DDR-Bürger nutzten dann in der Folge diese kurze Öffnung des Eisernen Vorhangs zur Flucht in den Westen. In insgesamt drei Wellen überwanden die Flüchtlinge während des Picknicks und der dort vorgenommenen „symbolischen“ Grenzöffnung den Eisernen Vorhang.
Vorsicht allgegenwärtig
Zudem warteten Tausende DDR-Bürger etwas weiter entfernt auf die Chance zum Grenzübertritt, da sie Vorgängen an der Grenze nicht trauten. Deshalb passierten an diesem Tag nur einige Hundert Menschen die Grenze. In den Folgetagen wurde die Bewachung der ungarischen Westgrenze auf Anweisung der ungarischen Regierung verstärkt, so dass nur noch verhältnismäßig wenigen die Flucht gelang.
Es war die größte Fluchtbewegung aus Ost-Deutschland seit dem Bau der Berliner Mauer. Deshalb gilt das Paneuropäische Picknick als wesentlicher Meilenstein der Vorgänge, die zum Ende der DDR und zur deutschen Wiedervereinigung führten. Jährlich am 19. August finden Gedenkfeiern an der Stelle des Grenzdurchbruchs statt.