07.10.1989: Der letzte Geburtstag der DDR
Ihren 40. Geburtstag durfte sie noch feiern, die DDR. Am 7. Oktober 1949 gegründet, sollte der Jahrestag 1989 groß begangen werden. Doch das Volk feierte nicht mit, es demonstrierte.
In Plauen gingen 15 000 Menschen auf die Straße, forderten Meinungs- und Reisefreiheit. Während die Spitzen des SED-Regimes anstoßen, nimmt das Volk Anstoß an Unterdrückung und Unfreiheit. Auch in Ostberlin war die Stimmung angespannt. Tausende säumten die Strecke von Schönefeld nach Pankow um Michail Gorbatschow zu sehen – der „Hoffnungsträger“ für viele. Vor dem Palast der Republik riefen zahlreiche Menschen „ Gorbi, hilf uns“, „Freiheit“ und „keine Gewalt“.
Dreitausend Demonstranten forderten auf dem Alexanderplatz Presse- und Meinungsfreiheit. An der Weltzeituhr wurde an die Manipulation der Kommunalwahlen im Mai erinnert. In der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg trafen sich zahlreiche Frauen und Männer zu einer Bittandacht für inhaftierte Oppositionelle. Erst nach Abreise des Sowjetischen Staatschefs ließ die DDR-Elite die Demonstrationen gewaltsam auseinandertreiben und die Kirchenbesucher verhaften. Mehrere hundert Demonstranten wurden festgenommen, in der DDR insgesamt geschätzt 3 500.
Ob in Berlin, Leipzig, Jena, Magdeburg oder anderen Städten der DDR – die Bilder glichen sich: Mit Wasserwerfern und Schlagstöcken ging die Polizei gegen die Menschen vor. Auch die Demonstration in Plauen wurde mit Wasserwerfern auseinandergetrieben.
„Unrecht Gut gedeihet nicht“, heißt es im Volksmund. Und so gedieh auch der Unrechtsstaat DDR am Ende nicht. Nur noch knapp einen Monat konnte die SED mit ihrem Unterdrückungsapparat, mit Stasi-Bespitzelung und Einschüchterung den Menschen in der DDR ihre Freiheit vorenthalten. Mit immer mehr Teilnehmern auf den Montagsdemos machten die Bürger DDR-weit bis zum 9. November 1989 deutlich: Wir sind das Volk!
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Das berühmteste Zitat dieser Tage, gab es übrigens wohl nicht: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, hat Michail Gorbatschow so wahrscheinlich gar nicht gesagt – auch, wenn er sich dieses Zitat in seinen Memoiren selbst zuschreibt. Belegt ist eine längere Stellungnahme: „Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“