
D wie Digitalisierung
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Die Digitalisierung hat bereits in sehr vielen Bereichen des Lebens Einzug gehalten, teilweise auch unbemerkt. Ein Beispiel: Gab man früher in einer Apotheke das Rezept an den freundlich lächelnden Menschen hinter dem Tresen, verschwand dieser daraufhin für einige Minuten in einem Gewirr aus Schieberegalen mit alphabetisch sortierten Präparaten. Heute wird das Medikament computergestützt und völlig automatisch per chipgesteuertem Greifarm, Laufband und Rohrpost an den Tresen transportiert, ohne dass sich ein Mensch bewegen musste. Kostet das Arbeitsplätze? Nein. Geht es zulasten des Umsatzes? Im Gegenteil: Die gewonnene Zeit nutzt die freundliche Apothekenhilfe für eine kostenlose Beratung zum neuesten Schmerzgel und legt dem Patienten gleich ein Pröbchen bei.
Für das Autorenteam um Nadine Schön, Thomas Jarzombek, Tankred Schipanski und Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow gehört die Ideensuche im Digitalen zum täglichen Handwerk. Mit der Digitalcharta haben sie einen verlässlichen Leitfaden erarbeitet, unter der mutigen „Innovationsplatt- form: D“ bündeln sie ihre Ideen. Ein agiler, innovativer und ermöglichender Staat, mehr Risikofreude und eine Einladung an die deutsche IT-Wirtschaft, das gesamte Land zu einer Plattform für digitale Innovationen werden zu lassen. „Das ständige Herausfordern bestehender Modelle und Techniken ist das Wesen der Innovation.
Die Jungen, Kreativen und Wilden, die etablierte Lösungen mit Digitalisierung herausfordern, müssen dies im Rahmen unserer föderalen Ordnung tun können. Wir setzen auf Wettbewerb und schaffen einen Rahmen, in dem jeder mit seinen Ideen die etablierten Unternehmen herausfordern kann – egal ob Mittelstand, Startup oder freier Entwickler“, heißt es in dem Papier. Es wird deutlich: Ohne eine vertrauensvolle Offenheit gegenüber den Tüftlern und einer Verbesserung der Bedingungen für IT-Unternehmen und Startups hierzulande wird es nicht gelingen.
Acht Kernbereiche haben sie ausgemacht und damit benannt, was durch die Innovationsplatform: D besser werden kann.
Hier eine Auswahl:
Elektronische Verwaltung
Alle staatlichen und öffentlichen Leistungen, jederzeit und überall erreichbar über alle digitalen Zugänge, egal ob App oder Website – diesen Anspruch stellt die Gruppe an die Verwaltungsservices in der Zukunft. Mit der Änderung des Grundgesetzes und dem Online-Zugangsgesetz wurden die Grundlagen bereits gelegt. Der Staat soll proaktive Plattform sein: Über offene Schnittstellen soll es einer Vielzahl von Firmen, Startups, aber auch Open-Source-Entwicklern möglich sein, an attraktiven Lösungen für den Staat zu bauen. Das erfolgreiche Vorbild dabei ist die Finanzverwaltung: Die Steuererklärungssoftware ELSTER ist gemeinhin als anerkanntes Erfolgsmodell für eine staatliche Software bekannt.
Digitale Bildung
Jedes Kind, jeder Jugendliche soll die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen können. Es soll Lust auf Berufe in der IT und deren Anwendung in vielen Lebensbereichen gemacht werden. Ebenso brauche es „dynamisches“ Wissen, um mit den Problemen, Gefahren und Risiken im Netz und auf digitalen Diensten souverän umzugehen. Mit dem Digitalpakt ist eine erste Basis geschaffen, diese Ziele finanziell zu unterstützen. Mit MILLA (Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle) hat die CDU bereits eine Plattform für die Vielzahl der Angebote und Anbieter und ihre Vernetzung vorgeschlagen. Mit der Innovationsplattform: D würde unser Land zur Wissenstransfer-und Weiterbildungsrepublik für alle, in allen Bereichen und ein Leben lang.
Gutes Leben im Alter
Digitale Technologie hilft einer älter werdenden Gesellschaft, besser, sicherer und auch komfortabler in den eigenen vier Wänden zu leben. Seien es automatisierte Notrufe, ein digitales Klingelschild, das per Handy-App gesteuert wird, Roboter als heimische Assistenz oder auch Apps, die Vor- und Nachsorge unterstützen. Die Innovationsplattform: D setzt auf Startups und den forschenden Mittelstand, ihre Lösungen auf die Plattform zu bringen und den Nutzern Auswahl und Innovationswettbewerb zu bieten. Statt auf zentrale Systeme setzt die Idee auf agile und dezentrale Lösungen, beispielsweise per ePersonalausweis als universelles Authentifizierungsmittel für alle Leistungen des Staates.
Smarte digitale Städte
Keine Frage, die Ansprüche der Bürger an intelligente Systeme in den Städten sind gestiegen. Dabei geht es nicht länger nur um die Großstädte in Deutschland, sondern auch um den konsequenten Ausbau der digitalen Schnittstellen in kleineren und mittelgroßen Städten. Mit der Innovationsplattform: D soll dabei kein Lebensbereich ausgelassen werden – von der Arbeit über die Mobilität, von der Bildung über die Gesundheit bis hin zur Organisation der Freizeit. Die smarte digitale Stadt oder Metropolregion soll aktiver Motor ihrer eigenen Prosperität sein, denn sie schafft aus ihrer eigenständigen Datengenese echte Chancen für Verbesserungen. Neue Berufe und Berufsfelder werden dabei ebenso die Folge sein wie eine bessere Sicherheit, eine sauberere Umwelt und eine nachhaltigere Mobilität.
Innovationsfeld Gesundheit
Digitale Medizin kann die Gesundheitsversorgung qualitativ verbessern, effektiver und effizienter machen. Die ersten Schritte sind getan. Ab 2020 startet das eRezept, und die Erstattung digitaler Anwendungen durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) soll zum Standard werden. Digitale Medizin wird Teil des Alltags der Menschen. In nächsten Schritten soll das Potenzial von Daten für die Heilung noch stärker genutzt werden. Denn der Kampf gegen Krebs oder Demenz wird ohne Daten und die auf ihnen basierende KI nicht zu gewinnen sein.
„Mit Optimismus und Gestaltungswillen entwickeln wir gemeinsam eine Vision für unser Land 2030 und darüber hinaus“, schreiben die Autoren. Die Innovationsplattform: D soll mit ihrem klar erkennbaren Konzept der Offenheit zur Schnittstelle für die prosperierende Zukunft Deutschlands im digitalen Zeitalter werden. Gehen wir es also an.
Dieser Artikel erschien zuerst in der "C&DU" - dem Mitglieder-Magazin zum Grundsatzprogramm-Prozess.