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30. Jahrestag: Sturm auf die Stasi-Zentrale in Ostberlin
Nach dem Fall der Mauer und der innerdeutschen Grenze war eine der zentralen Forderungen der Bürgerrechtler: Weg mit der Stasi! Schon im Dezember 1989 waren einige Regionalbüros der Stasi besetzt worden. Doch die Zentrale in der Normannenstraße in Ostberlin arbeitete unter dem neuen Namen „Amt für nationale Sicherheit“ weiter. Ihr wichtigster Auftrag aber war nicht mehr Überwachung, sondern Verschleierung.
Der Druck auf SED und Stasi nahm fast täglich zu. Am 15. Januar 1990 kam es zum Sturm auf die Zentrale der Staatssicherheit der DDR in der Normannenstraße in Ostberlin. Bürgerinnen und Bürger stürmten in den Gebäudekomplex, um die Vernichtung von Akten durch die sich auflösende Staatssicherheit zu verhindern.
Proteste im Sperrbezirk
Um den Druck auf die Regierung zu erhöhen, hatte die Bürgerbewegung Neues Forum zu einer Demonstration am 15. Januar 1990 in der Normannenstraße in Ost-Berlin aufgerufen. Tausende Menschen folgten dem Aufruf und drängten sich vor dem Tor des alten Ministeriums für Staatssicherheit im Bezirk Lichtenberg. Nach Angaben des DDR-Fernsehens waren 100 000 Demonstranten vor der Stasi-Zentrale versammelt. Die Volkspolizei riegelte das Gelände mit Einsatzwagen ab, griff aber in das Geschehen nicht ein.
Laut forderten die Demonstranten die Öffnung des Eingangstores. Gegen 17 Uhr sprang ein Demonstrant über das Tor, tausende folgten, ungehindert von Polizei und Verantwortlichen. Auf dem Gelände kam es zu tumultartigen Szenen, bei denen Scheiben barsten und Möbel und Akten aus den Fenstern flogen. Gewalt gegen Menschen gab es keine und auch keinen Schusswaffengebrauch. Nach drei Stunden hatten die meisten Menschen das Gelände wieder verlassen.
Mehr als 110 Kilometer Akten
Bis zum Schluss versuchte die SED, Akten vernichten zu lassen. Erst die Besetzung des Hauptquartiers des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im September 1990 schaffte die Voraussetzung dafür, dass viele Akten gesichert werden konnten. Sie sind heute in der Stasiunterlagen-Behörde einsehbar und belegen die Diktatur der SED. Gut 111 Kilometer Akten, rund 1,8 Millionen Fotodokumente und etwa 2800 Filme sind heute in Obhut des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.