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Wirtschaft wächst, Stimmung sinkt, Bund und Länder beraten
Wie geht es weiter mit Corona und Lockdown? Zwischen hohen Infektionszahlen mit notwendigen Einschränkungen vor allem im Bereich Dienstleistungen und dem Warten auf einen Impfstoff bleibt Unsicherheit. Das hat Auswirkungen: Die Stimmung in der Wirtschaft trübt sich nach Wachstum im Sommer wieder ein – allerdings nicht so stark wie erwartet. Am Mittwoch werden Ministerpräsidenten und Bundesregierung den Weg bis zum Jahresende festlegen und über weitere Maßnahmen beraten – von weiterem Teil-Lockdown bis Wirtschaftshilfen.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im November weiter gesunken: auf 90,7 Punkte. Der Index ist Indikator für Auftragslage und Auftragserwartung. Mögliche weitere Einschränkungen durch Corona sind berücksichtigt. „Die Geschäftsunsicherheit ist gestiegen. Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft unterbrochen“, betonte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Zahlen, Daten, Fakten
Laut Statistikamt Destatis wuchs die deutsche Wirtschaft im 3. Quartal stärker als erwartet. Es gab ein Plus von 8,5 Prozent gegenüber dem Lockdown-Quartal, statt erwarteter 8,2 Prozent. Als Gründe gelten vor allem höhere Exporte und mehr Konsum.
Die KfW Research erwartet im letzten Quartal noch einmal einen Rückgang von 1,0 Prozent in Deutschland. Einbrüche gibt es vor allem im Dienstleistungsbereich. Für das Jahr 2020erwarten sie einen Rückgang der deutschen Wirtschaft um 5,3 Prozent, in der Euro-Zone um 7,4 Prozent. Ihre Prognose für 2021 sieht ein Wachstum in Deutschland um 4,0 Prozent, in der Eurozone um 5,1 Prozent. Rückgang um 1% im 4. Quartal. Ähnliche Daten erheben die Wirtschaftsweisen. Sie erwarten 2020 einen Rückgang um 5,1 Prozent, 2021 ein Wachstum um 3,7 Prozent.
Maßnahmen der Bundesregierung wirken
Vor allem das Kurzarbeitergeld hilft vielen Firmen. Dies bindet Mitarbeiter an ihre Firmen. Beim Neustart stehen sie sofort bereit. Das hat beim Restart im Frühsommer einen schnellen Wirtschaftsanstieg möglichgemacht, der zu einem deutlichen Wachstum in Industrie und Produktion führte. Gleichzeitig hilft es Arbeitnehmern: Es sichert ein festes Monatseinkommen. Das erleichtert notwendige Ausgaben.
Überbrückungshilfen tragen in erster Linie Fixkosten wie Miete oder Abschlagszahlungen und Kreditkosten. Günstige Kredite helfen gesunden Unternehmen, Corona-bedingte Ausfälle zu überwinden. Allen voran Dienstleister und Gastronomie, Hotels oder Kulturanbieter sind darauf angewiesen. Auch für Studentinnen und Studenten wurden zusätzliche Überbrückungshilfen beschlossen: Zuschüsse in akuten Notlagen und zinslose Kredite zur Überbrückung.
Klarheit im Gesetz
Mit dem Bevölkerungsschutzgesetz wurde zudem in der vergangenen Woche für Klarheit bei Grenzwerten, Maßnahmen und Fristen gesorgt. Das neue Gesetz listet die möglichen Schutzmaßnahmen von Landesregierungen und Behörden auf, von Abstandsgebot über Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen bis zu Beschränkungen im Kultur- und Freizeitbereich. Auch Grenzwerte werden festgelegt, ab denen Schutzmaßnahmen getroffen werden sollen. Die Maßnahmen werden zudem mit einer Vier-Wochen-Frist verbunden. Danach muss jeweils neu beraten, entschieden und beschlossen werden.
Hoffnung Impfstoff
Positive Erwartungen weckt die kurzfristig erwartete Zulassung von Impfstoffen gegen Corona. Zwei mit deutscher Beteiligung entwickelte Impfstoffe können ggf. noch Ende 2020 freigegeben werden. Ein weiterer deutscher Impfstoff könnte 2021 auf den Markt kommen. Gesundheitsminister Jens Spahn betonte wiederholt seine Hoffnung: „Es gibt Anlass zum Optimismus, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für einen Impfstoff in Europa geben wird. Und dann können wir mit den Impfungen sofort loslegen.“
Und das hilft dann sowohl den Menschen als auch der Wirtschaft.
Einen Artikel im Handelsblatt zu diesem Thema finden Sie hier.