Spahn: Die Pandemie bleibt unberechenbar.
„Diese Woche hat uns wieder einmal vor Augen geführt, wie unberechenbar diese Pandemie ist“, fasste Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine ereignisreiche Corona-Woche zusammen. „Das Impftempo hatte und hat deutlich zugenommen.“ Dann machten Meldungen zu AstraZeneca „einen Strich durch die Rechnung“. Spahn begrüßt die erneute Freigabe des Impfstoffes und will einen „umsichtigen Einsatz“. Er weist dazu auf kritische Entwicklungen bei den Infektionszahlen hin.
Vor dem heute anstehenden Impfgipfel und der nächsten MPK stellt Spahn im Rahmen der Bundespressekonferenz fest: „Wir hatten gehofft, dass wir langsam die Einschränkungen lockern können. Dann gingen und gehen die Infektionszahlen wieder nach oben.“ Er fordert: „Wir müssen vorsichtig, umsichtig und pragmatisch bleiben.“
Ich verstehe die Sehnsucht nach schnellen Lösungen. Aber die Wahrheit ist, es gibt nicht die eine schnelle Lösung, die uns von der Pandemie befreit.“
Jens Spahn, Bundespressekonferenz, 19. März 2021
AstraZeneca: Stopp richtig, Neustart auch!
Das Impfen mit dem Impfstoff AstraZeneca wurde nach Empfehlung ausgesetzt. Die war richtig, so Spahn. „Wir konnten ja nicht ausschließen, dass es ein Problem mit Chargen gibt“, dass ein abzugrenzender Teil des Impfstoffs fehlerhaft ist. Das wurde jetzt ausgeschlossen. „Und wir starten wieder heute“, nach der aktualisierten Freigabe durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA.
„Wir können AstraZeneca wieder einsetzen. Aber eben umsichtig – mit informierten Ärztinnen und Ärzten und entsprechend aufgeklärten Bürgerinnen und Bürgern. Gestern hat die EMA entschieden. Heute geht es in den Ländern wieder los.“ Spahn stellt fest: „Dadurch haben wir drei Tage ausgesetzt. Aber diese Tage auch genutzt, um mehr Informationen zu bekommen.“
Derzeit gebe es über 7 Millionen Erstgeimpfte, stellt Spahn fest. Der heutige Impfgipfel wird die Frage der weiteren Beschleunigung diskutieren. Er wird auch die Frage des Starts in Hausarztpraxen besprechen. Ziel ist, dass Mitte oder Ende April in den Praxen geimpft werden soll. „Ich hätte nichts dagegen, wenn wir früher anfingen.“
Wir sind in dritter Welle
„Wir befinden uns in der dritten Welle der Pandemie. Der Anteil der Mutationen ist groß. Es liegen also noch herausfordernde Wochen vor uns.“ Der Minister bekräftigt: „Impfen ist ein zentraler Schritt raus aus der Pandemie, aber braucht eben Zeit.“
„Zur Ehrlichkeit gehört: Es gibt in Europa noch nicht genug Impfstoff, um die dritte Welle allein durch Impfen zu stoppen.“ Selbst bei vollständiger Lieferung wird es noch einige Wochen dauern, „bis alle Risikogruppen vollständig geimpft sind.“ Dann kann man über weitere Öffnungen reden
Fortschritte beim Testen
Spahn stellt fest: Länder und Kommunen testen mehr, seit der Bund die Kosten trägt. Der Minister begrüßt, dass damit verbundene Pilotprojekte für Öffnungen gestartet wurden – in Berlin und Tübingen. „Aus solchen Modellprojekten können wir lernen.“
„Das flächendeckende Testen ist ein Werkzeug.“ Spahn fordert aber auch: Es braucht auch eine Verhaltensänderung: Regelmäßig testen (lassen) und sich entsprechend zu verhalten. Das erleichtert das Abschwächen der Mutationen.
„Die steigenden Fallzahlen können bedeuten, dass wir in den kommenden Wochen keine weiteren Öffnungsschritte mehr vornehmen können. Im Gegenteil, dass wir vielleicht sogar Schritte rückwärtsgehen müssen.“ Das braucht Verständnis, so Spahn. Verständnis wiederum braucht einheitliche Regeln.
RKI: Einschränkungen weiter nötig
Prof. Lars Schaade, Vize-Präsident Robert Koch-Instituts, warnt vor dem exponentiellen Wachstum der Infektionen. „Wir müssen damit rechnen, dass in einigen Wochen wieder mehr Menschen mit Covid19 versterben.“ Laut RKI geht der Anstieg wahrscheinlich zurück auf die Variante B1.1.7. „Wir haben noch schwere Wochen vor uns“, so Schaade. „Es ist sehr gut möglich, dass wir um Ostern ähnliche Fallzahlen haben wie um Weihnachten.“ Er ruft zum Verzicht von Reisen und Familientreffen auf. „Mobilität und Kontakte sind die Treiber der Pandemie.“
Karl Lauterbach, SPD
„Ich möchte bestätigen, was Herr Spahn sagte: Wir arbeiten eng zusammen. Und die Pandemie ist keine Gelegenheit für Parteipolitik. Das muss der Geist sein, in dem wir zusammenarbeiten.“
Lauterbach sieht die weiteren Impfungen mit AstraZeneca als richtig: „Ich begrüße ausdrücklich die Entscheidung der europäischen Zulassungsbehörde. Sie hat mich auch nicht überrascht“ Er hält den Impfstoff für sehr gut. „Der Impfstoff ist sehr wirksam und die Impfung ist sicher.“ Er empfiehlt, Personen mit höchstem Risiko zuerst zu impfen, die Impfreihenfolge beizubehalten und so viele Erstimpfungen wie möglich durchzuführen und die Intervalle soweit es geht zu spreizen: „80 Prozent der Impfwirkung kommt durch die erste Impfung.“
Hier finden Sie Antworten des RKI auf Fragen rund um die Corona-Pandemie.