Jens Spahn: Corona-Strategie anpassen. Dank an Gesundheitskräfte.
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„Es geht darum, die Lage realistisch einzuschätzen. Es geht darum zu erklären, warum das erneute Herunterfahren des öffentlichen Lebens notwendig ist – und wie sich das einfügt in unsere Corona-Strategie.“ Gesundheitsminister Jens Spahn erläuterte in der Bundespressekonferenz, wie der weitere Kampf gegen die Corona-Pandemie aussehen wird. Er macht dabei auch deutlich, warum der Weg noch schwer sein wird. „Die Lage ist ernst. Es geht um eine nationale Kraftanstrengung. Es geht um eine gemeinsame Kraftanstrengung.“
Spahn dankte ausdrücklich Ärzten, Pflegekräften, Labormitarbeitern und allen im Gesundheitswesen für ihren Einsatz in der Covid-19-Pandemie. „Sie sind die Helden unserer Zeit“, sagte er und betonte weiter: „Das System ist noch nicht überfordert. Doch: „Die Lage ist ernst.“ Es gebe ein exponentielles Wachstum mit immer mehr Patienten, die künstlich beatmet werden müssen. Spahn warnt ausdrücklich: „Keine Klinik soll wegen Corona überlastet sein.“ Dazu wird es Abstimmungen der Länder zur Steuerung der Kapazitäten geben.
Notbremse ziehen – Pandemie im Griff behalten
Der Gesundheitsminister betonte, seit 8 Monaten arbeite man daran, das Virus zu bekämpfen. „Nach allem, was wir wissen, haben wir den Höhepunkt dieser Aufgabe noch nicht erreicht. Wir sind in einer entscheidenden Phase.“ Dazu gelte: „Wir müssen unsere Strategie immer wieder anpassen. Und das ist auch Teil dieser Strategie. In einer dynamischen Lage gehört das Anpassen an eine neue Lage zur Strategie.“ Derzeit gehe es darum, die Notbremse zu ziehen, „um die Pandemie im Griff zu behalten“. Ziel muss sein, die Nachverfolgung wieder sicherzustellen.
Neue Ansätze
Mit dem Herunterfahren von Kontakten wird das Infektionsrisiko sinken. Darüber hinaus werden weitere Ansätze verfolgt: Die Testverordnung wurde angepasst. Krankenhäuser erhalten Schnelltests. Gesundheits- und Pflegepersonal erhalten vorrangig zusätzliche Schutzmasken. Impfung soll es vorrangig für gefährdete Gruppen geben. „Unser Augenmerk gilt denjenigen, die besonders stark vom Virus betroffen sind“, so Spahn. Dazu zählen im besonderen Maß die Älteren, die Pflegebedürftigen und Menschen mit Vorerkrankungen.
Besondere Kraftanstrengung von allen gefordert
„Das war, das wird ein harter November“, so Spahn. Aber die Einschränkungen können helfen, das Virus „in den Griff zu bekommen“. Vorsicht bleibt weiterhin Pflicht. Jeder kann mitmachen, indem die CAHLA-Regeln beachtet werden: Corona-Warn-App, Abstand, Hygiene, Atemschutzmaske und Lüften. „Jeder von uns kann einen Unterschied machen. Lassen sie uns diese nationale Kraftanstrengung gemeinsam bewältigen."
Neue Quarantäne-Verordnung
Am 8.11. tritt auch eine neue Verordnung für Rückkehrer aus Risikogebieten in Kraft. Diese Regeln helfen zur Eindämmung. „Unser Ziel bleibt es, eine Balance zu finden zwischen dem, was nötig ist, und dem, was möglich ist.“
RKI: Verdopplung in zehn Tagen
Professor Lars Schade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), betonte: „Das Infektionsgeschehen nimmt rasant zu, eine schnelle Bremsung ist nötig.“ Die Fallzahlen steigen zuletzt immer schneller. Zuletzt gab es eine Verdopplung in zehn Tagen. Schade räumt dabei ein: Die tatsächlichen Fallzahlen sind wahrscheinlich größer.
Die 7-Tage-Inzidenz zeigt 124,2 Fälle – das heißt: Von 100 000 Personen wurden in einer Woche 124,2 neu infiziert. Der R-Wert liegt seit Anfang Oktober deutlich über 1 – heißt: Jede infizierte Person steckt mehr als eine andere an. Schade stellte klar: „Einige dieser Menschen stecken dabei niemanden oder nur sehr wenige an. Andere stecken dabei sehr viele an. Solche Situationen zu verhindern, ist besonders wichtig.“ Er betonte: „Kontakteinschränkungen helfen“. Home-Office ist zu empfehlen, wo immer es möglich ist. Wenn die Maßnahmen das Virus bremsen, können sie wieder zurückgefahren werden.
Corona-Tests zielgenauer einsetzen
Klar ist: Je höher die Fallzahlen, desto schwieriger werden umfängliche Tests. Denn die Testkapazitäten sind begrenzt. Gebraucht würden bis zu 3 Millionen Tests in der Woche. Das RKI habe daher die Empfehlungen für Ärzte zum Testen angepasst; 3 Faktoren stehen im Mittelpunkt:
- Symptomatik: Gibt es schweren Husten, Fieber, Atemnot, eine Störung des Geruchs und Geschmacks?
- Risiko: Entstammen die betroffenen Personen besonders gefährdeten Gruppen?
- Wahrscheinlichkeit der Infektion: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man dem Virus ausgesetzt war.
Schade machte auch Hoffnung auf einen Impfstoff. „Die Chancen auf einen baldigen Impfstoff sind realistisch. Es laufen vielversprechende Studien.“ Viele Menschen zu impfen werde aber dauern.
Besondere Gefährlichkeit
Prof. Melanie Brinkmann Virologin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, erklärte: Das Virus macht viele Leute nicht krank. Das Virus verbreitet sich aber sehr leicht. Und ohne Symptome verzichten Erkrankte nicht auf Kontakte. Das erhöht die Gefahr weiter. Das Zurückfahren der Kontakte verbessert daher die Chance, die Infektionsketten zu unterbrechen. „Prävention ist das Beste, das wir in der Hand haben.“
Jens Spahn machte deutlich: „Diese Pandemie ist eine echte Mammut-Aufgabe. Für uns als Regierung und für jede und jeden einzelnen von uns in der Gesellschaft.“ Viele Menschen leiden – an der Krankheit, an der Quarantäne, an den Einschränkungen. „Viele haben Angst um ihre Existenz“, stellte Spahn fest. Das macht Corona zu einer sehr emotionalen Angelegenheit.
Aktuelle Informationen sowie Antworten auf häufige Fragen finden Sie auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html