Corona: positiver Trend, gute Nachrichten und Bitte um Geduld
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Prasident Lothar Wieler mit den Professoren Marylyn Addo und Klaus Cichutek vor der Bundespressekonferenz.
Es gibt Anlass zu Optimismus im Kampf gegen Corona. Darin sind sich Politik und Wissenschaft einig. Die Inzidenzzahlen sinken unter 100. AstraZeneca steht unmittelbar vor der Zulassung und sagt mehr Lieferungen in die EU zu. Auch weitere Impfstoffe sind kurz vor der Zulassung. Zusätzliche Standorte stehen für die Produktion bereit. Vor der Bundespressekonferenz betonten alle Seiten aber auch: Es braucht weiterhin Geduld und Rücksichtnahme. „Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend“, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Dennoch gelte: „Das reicht noch nicht. Aber es ist erst einmal auch ermutigend.“
Nach schwierigem Start laufen Impfungen besser an
3,5 Millionen Impfdosen sind ausgeliefert, berichtet Spahn. 2,5 Millionen davon wurden verimpft. Bis Mitte Februar soll es jetzt ein Impfangebot an alle Pflegeheimbewohner geben, bis Ende März an alle über 80-Jährigen. Dass es immer Rückschläge geben kann, sei normal, so Spahn. „Damit werden wir auch in den kommenden Wochen umgehen müssen. Doch es ist wichtig, dass es dabei fair zugeht.“ Er räumt ein: „Der Start der Impfung war schwierig. Es gibt weniger Impfstoff, als wir erwartet haben.“ Die Hotlines waren oft überlastet. Der Minister appelliert gerade deswegen an die Länder: „Es ist wichtig, dass Bund und Länder an einem Strang ziehen“. Das schafft Vertrauen. Am Montag werde er sich mit Bundeskanzleramt, Ministerpräsidenten und EU gemeinsam abstimmen: „Was ist möglich? Was ist nicht möglich?“
„Die größte Impfaktion der Geschichte ist eine gemeinschaftliche Aufgabe.“
Jens Spahn
Gute Nachrichten in Sachen Impfstoffproduktion
Der Gesundheitsminister hat weitere gute Nachrichten im Gepäck: In Marburg darf Impfstoff produziert werden. Sanofi produziert für BioNTech in Frankfurt am Main. Auch die chemische Industrie bringt sich ein: Bayer will für CureVac produzieren. Mit den Impfstoffen CureVac und Johnson & Johnson kann ab Sommer gerechnet werden. Spahn betont: Deutsche Unternehmen sind „Perlen der Impfstoffproduktion auf der Welt. Und die arbeiten – nicht erst seit zwei Wochen – zusammen.“
AstraZeneca: baldige Zulassung und mehr Lieferungen
Für dem Impfstoff von AstraZeneca betont Spahn: „Ich begrüße ausdrücklich die Zusage von AstraZeneca, die Lieferungen an die EU erhöhen zu wollen. Das schafft Vertrauen in schwieriger Lage.“ Er bekräftigt: Die Mitgliedstaaten der EU haben gemeinsam in die Vorproduktion der Impfstoffe investiert. Sie haben ein Recht darauf, davon jetzt zu profitieren. Dabei geht es nicht um „Europe first“, sondern um das Einhalten von Zusagen und Verträgen. Klar ist: Wir haben noch einige Wochen der Impfstoffknappheit vor uns.
„Wir leben in der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Diese Krise ist für jeden von uns eine Herausforderung: für die Wissenschaft, für die Politik, für die Gesellschaft“, sagt Jens Spahn. Er macht deutlich: Die schnelle Bereitstellung eines Impfstoffs gegen Corona „ist eine Erfolgsgeschichte. Eine einmalige Erfolgsgeschichte in der Medizin. Das sollte uns bei allem Stress auch Zuversicht geben.“ Er ist überzeugt: Bis zum Ende des Sommers sollen alle Impfwilligen ein Angebot erhalten.
Marylyn Addo: Tempo der Impfstoffentwicklung ist „Spitzenleistung, die oft untergeht“
Professorin Marylyn Addo vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf unterstreicht diese Sichtweise: Eine erste klinische Prüfung des ersten Anti-Corona-Impfstoffes an Personen erfolgte nur 2 Monate nach erster Sequenzierung des Virus, macht sie deutlich. Das ist eine „Spitzenleistung, die oft untergeht.“ Denn: Impfstoffentwicklung ist ein sehr komplexer Prozess. „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir jetzt schon hier sind mit Produkten, die zugelassen sind“ und anderen, deren Zulassung bevorsteht. „Das sollten wir feiern!“ Sie bekräftigt: Die Mutationen werden ständig beobachtet und beforscht, gerade auch mit Blick auf die Wirksamkeit der Impfstoffe. Bisher haben die Impfstoffe immer noch eine volle Wirkung bei den bekannten Mutationen. Aber man wird weiter aufpassen müssen und die Mutationen verfolgen. „Insgesamt besteht ein Grund zur Hoffnung.“
Klaus Cichutek warnt vor Fake-News rund um Impfstoffe
Auch Professor Klaus Cichutek vom Paul-Ehrlich Institut bekräftigt: Es ist eine „ausgezeichnete Leistung, dass wir im Wesentlichen ein Jahr nach Erkennen eines neuen Virus einen Impfstoff zugelassen haben.“ Er stellt klar: Impfungen werden ständig überwacht und analysiert. Es gibt große Transparenz mit wöchentlichen Zwischenberichten. „Insgesamt haben wir es mit Impfstoffen zu tun, die wirken und von Millionen gut vertragen werden.“
Cichutek appelliert, Fake News zu Impfstoffen nicht zu glauben. Offizielle Informationen sind wissenschaftlich belegt. Er versichert: „Wenn die Impfstoffe mit aller Sorgfalt zugelassen sind, dann sind sie gut.“ Das gelte auch für bekannte Nebenwirkungen: Es bestätigt sich, dass die bekannten Impfreaktionen nach 3-5 Tagen wieder abklingen und harmlos sind. Nach jeder Impfung werden Impfpatienten für 10-15 Minuten beobachtet, um ernste Probleme zu verhindern. Er versichert auch: Bisherige Sterbefälle im Zusammenhang mit der Impfung lassen sich nicht auf die Impfung selbst zurückführen.
RKI-Chef Lothar Wieler: Dem Virus keine Chance bieten
Der Präsident des Robert-Koch Instituts, Professor Lothar Wieler, bestätigt: „Wir sind auf einem guten Weg. Und wir sollten diesen Weg auch weiterhin beschreiten.“ Die Inzidenz sinkt in den Hochrisikogebieten, sonst bleibt sie stabil. Richtig ist: „Es infizieren sich immer noch zu viele Menschen.“ Sorge bereiten Wieler „die neuen, noch ansteckenderen Varianten des Virus.“ Hier weiß man nicht, wie ansteckend und gefährlich sie sind. Sie können „zu noch mehr Fällen in kurzer Zeit führen. Das müssen wir verhindern“, denn die Intensivstationen können keine Steigerungen mehr verkraften. Wieler ruft dazu auf, dem Virus keine Chance zu bieten, auf Reisen, Kontakte und Besuche zu verzichten. „Dieser Plan wirkt mit jedem, der mitmacht, intensiver.“