„Wir müssen jetzt handeln. Auf allen Ebenen.“
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Zusätzliche Maßnahmen gegen Corona, um die 3. Welle zu brechen. Das fordern RKI und Bundesregierung in einer gemeinsamen Pressekonferenz. RKI-Präsident Lothar Wieler verweist dazu auf steigende Infektionszahlen trotz gleichbleibender Testzahlen. Gesundheitsminister Jens Spahn fordert seitens der Bundesregierung konsequentes – und schnelleres – Handeln vor Ort und in den Ländern. Dafür gebe es jetzt schon „mit der Notbremse eine bundeseinheitliche und nachvollziehbare Regelung“. Man dürfe jetzt nicht warten, bis weitere Regeln beschlossen sind.
Zusätzliche Maßnahmen nötig
Die Lage ist ernüchternd: Fast 30.000 Neuinfektionen mit Corona. Die Inzidenz liegt bundesweit bei über 160, rund 300 Menschen sterben derzeit jeden Tag mit Corona. Rund 5000 Menschen sind in Intensivbehandlung, Ende April wird mit 6000 gerechnet. Trotz 500.000 bis 700.000 Impfungen täglich und flächendeckenden Tests steigen die infektionszahlen.
„Jeder Tag zählt gerade, in dieser schwierigen Lage“, macht der Gesundheitsminister deutlich. Die relativ niedrigen Zahlen nach Ostern waren nur Schein. Fakt ist: Die Zahlen sind zu hoch und steigen weiter. Die Lage in den Krankenhäusern wird täglich schwieriger. Ärzte und Pflegekräfte warnen schon lange vor eine Überlastung. Es braucht zusätzliche Maßnahmen, so Spahn. „Die Zeit drängt.“ Er warnt: Ohne Stopp der Entwicklung gerät das Gesundheitssystem „an den Rand seiner Leistungsfähigkeit“
Jens Spahn: „Gegen ein exponentielles Wachstum an Infektionen kann man nicht animpfen oder antesten.“
Infektionen senken, Impfungen weiter steigern
Eines der Hauptziele ist jetzt, eine „Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden“, so Spahn. Das ist auch Ziel weiterer Einschränkungen. Er bekräftigt: Was wir heute versäumen, „rächt sich in 2-3 Wochen“.
Spahn sieht Bedingungen für Öffnungen und Lockerungen: „Wir müssen erst das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen. Dann können wir testgestützt öffnen und mehr Öffnungsperspektive geben.“ Man müsse eine Brücke bauen, „bis das Impfen den entscheidenden Unterschied macht“.
Aktuelle Zahlen belegen aktuellen Handlungsbedarf
Unterstützung bekommt Spahn von den Professoren Lothar Wieler (RKI) und Steffen Weber-Carstens (DIVI-Intensivregister). Wieler bekräftigt: „Wir müssen jetzt handeln, auf allen Ebenen.“ Das bedeute vor allem, Kontakte zu reduzieren. Positiv sei, das mehr geimpft wird. Negativ sei, dass der Impfzeitraum mehrere Monate umfasst und ein Großteil noch nicht geimpft ist.
Die meisten Neuerkrankungen gibt es derzeit bei 15 bis 49-Jährigen, so Wieler. Die Todeszahlen stagnieren, gehen aber nicht zurück. 6 von 10 aufgenommen Patienten mit Atemwegserkrankungen in Krankenhäusern haben Covid19. In den Intensivstationen sind es 9 von 10, bei künstlicher Beatmung 8 von 10. Hier gebe es immer mehr jüngere Patienten. Zunehmend schränken Kliniken Behandlungen und den Regelbetrieb ein.
Lothar Wieler: „Jetzt erwarte ich, dass die Entscheidungsträger uns alle dabei unterstützen, die 3. Welle zu brechen.“
Weber-Carstens bestätigt, dass in den meisten Regionen nur noch 10 Prozent der Intensivbetten frei sind. Das heiße de facto in den meisten Kliniken vor Ort: Von maximal 8 bis 12 Intensivbetten ist gerade mal ein Bett frei, dass dann auch für Schlaganfall- oder Herzinfarktpatienten freigehalten wird. Da helfe auch der intensive Austausch der Krankenhäuser untereinander nur noch wenig. Er warnt: „Wir laufen sehenden Auges in eine Spitzenbelastung.