Neues Nationales Forschungsbündnis verzahnt Theorie und Praxis
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„Die Corona-Pandemie stellt Deutschland vor die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.“ Das stellt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek fest. Um diese Herausforderung zu bewältigen sollen Krankenbetreuung und wissenschaftliche Forschung zu Corona noch enger verzahnt werden. Die Medizinischen Hochschulen sollen in einem Forschungsnetzwerk zur Erforschung und Behandlung von Covid 19 verzahnt werden. Die Leitung übernimmt die Charité in Berlin. Die Bundesregierung fördert das Netzwerk mit 150 Millionen Euro. Im Rahmen einer Pressekonferenz mit Professor Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, und Professor Christian Drosten, Direktor am Institut für Virologie der Charité Berlin, stellt die Bundesforschungsministerin das neue Netzwerk vor.
Task-Force für enge Zusammenarbeit
Wir müssen die „Versorgungs- und Forschungskompetenz bündeln“, bekräftigt Karliczek. Die Initiative zur Bewältigung der Pandemie werde eine wichtige Schlüsseltrolle einnehmen. „Die größte Last tragen aber die Mitarbeiter der Krankenhäuser.“ Karliczek betont: „Wir haben exzellente Expertise.“ Die soll noch besser genutzt werden. Folgende Punkte stehen daher im Mittelpunkt der Arbeit des Netzwerkes:
- Eine Nationale Task- Force wird eingerichtet. Sie soll die Steuerung und Abstimmung zwischen Politik, Wissenschaft und wissenschaftlichen Netzwerken übernehmen.
- Maßnahmenpläne zur Diagnostik und Behandlung sollen deutschlandweit abgestimmt werden. Man müsse „im Laufen laufen lernen“.
- Ziel seien Strukturen in den Kliniken, die eine optimale Versorgung der Covid-19-Patienten sicherstellen sollen. Perspektivisch sollen dazu alle Daten der Covid-19-Patienten zusammengeführt werden, um aus Krankengeschichten zu lernen. Auch Wissenschaftler von außen sollen damit arbeiten können. Ziel ist, gleichzeitig individuelle Behandlungen zu entwickeln und Pandemieerfahrungen zu sammeln.
- 150 Millionen Euro werden vom Bund dafür bereitgestellt.
Professor Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, erläutert das Verfahren:
- Es wird tägliche Telefonate der Unikliniken geben. Diese dienten dem Austausch und der Schaffung von Datengrundlagen.
- Die Daten sollen Grundlagen für Impf- und Wirkstoffforschung sein. So könne man die Testung weiterentwickeln. So können die Kräfte in der Biomedizin hinter ein Thema kommen.
- Die Daten geben auch einen Überblick über die Pandemieauswirkung auf Krankenhäuser. Wie kann man unser Gesundheitssystem der Zukunft für solche Pandemien fit machen?
„Deutschland steht gut da, weil wir früh angefangen haben, zu testen“, so Kroemer. „Wir nehmen das als Verpflichtung an und wollen in kürzester Zeit viel erreichen.“ Bundesministerin Karliczek ist überzeugt, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen die Krise bewältigen werden. Sie dankt Professor Drosten für die Initiative und Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Anregung zu dem neuen Netzwerk. So werde man die wirksamsten Ideen und Konzepte für beste Versorgung bekommen.
Charité Berlin: 538 freie Betten, davon 114 Intensivbetten
Kroemer beschreibt die Herausforderungen und betont die Chancen, die sich mit dem neuen Netzwerk ergeben. Andere Operationen und Behandlungen seien weitgehend heruntergefahren. In Berlin wurden Intensivkapazitäten nahezu verdoppelt.
„Wir brauchen bessere Diagnostik, Impfung und bessere Behandlungsmethoden“ betont Kroemer. Diese seien die Schlüssel zur Rückkehr in Normalität und beste medizinische Versorgung. Die deutsche Unimedizin mit 37 „Hochleistungskliniken“ habe dafür beste Voraussetzungen. „Patientenversorgung und Forschung gehen hier Hand in Hand. Wir mobilisieren alle verfügbaren Kräfte“, betont Kroemer. Neue Behandlungsmethoden dürften nicht aus den Augen verloren werden. „Deshalb ist diese Initiative so wichtig“
Drosten: „Wir sind da, wo das ganze passiert.“
Professor Drosten, Direktor am Institut für Virologie der Charité Berlin, betont das Nähe-Thema: „Wir sind in den Krankenhäusern da, wo das ganze passiert.“ Der Grund für bisher wenige Todesfälle in Deutschland sei, „dass wir extrem viel Labordiagnostik machen“. Rund 500 000 PCR-Diagnosen gebe es jede Woche, deutsche Labormediziner sind Praktiker und könnten daher viel selbst umsetzen. Die Nähe zum Problem, zur Region und zur Spitze der Forschung hilft. Deutsche Forscher sind als Ärzte oft in den Krankenhäusern. Die Uni-Medizin reiche bis in die Krankenhäuser vor Ort. So gebe es eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis.
„Wir haben eine Situation, in der wir einen unglaublichen Pragmatismus brauchen“, betont Professor Drosten. So könnten – und sollten – z.B. Tablettentests im Krankenhaus im Rahmen akuter klinischer Studien stattfinden. Es gebe eine „pragmatische klinische Forschung“ durch eine Verzahnung von Wissenschaft und Praxis. Das neue Forschungsnetzwerk zeige einen Weg auf, wie man direkt „aus der Forschung heraus Patienten versorgen und das Überleben von Patienten damit sichern kann“.