
Helge Braun: Alles tun für „schrittweise Öffnung des Alltagslebens“
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Als Kanzleramtsminister ist Helge Braun einer der wichtigsten Krisenmanager während der Corona-Pandemie. Im ausführlichen Interview mit der Welt am Sonntag spricht der Chef des Bundeskanzleramts über den aktuellen Stand bei der Krisenbewältigung. Über seine Arbeit sagt Helge Braun: „Mein ganzes Tun zielt darauf ab, die Infektionszahlen so niedrig zu halten, dass wir unser Wirtschafts- und Sozialleben wieder öffnen können.“
Braun: „Wenn die Bürger Vertrauen in ihren Staat besitzen, dann hilft das in einer solchen Krise absolut.“
Deutschland steckt inmitten der Corona-Pandemie. Die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen sind zum Teil erheblich. Dennoch steht Deutschland im Vergleich gut da, betont Helge Braun im Interview mit der Welt am Sonntag. Die Maßnahmen von Bund und Ländern seien zum richtigen Zeitpunkt gekommen und mit dem richtigen Maß: „Wir können alle stolz darauf sein, dass die Maßnahmen der Regierung auf eine solch breite Akzeptanz gestoßen sind, so dass wir auf die sehr viel strengeren Maßnahmen mancher Nachbarstaaten weitgehend verzichten können.“
Jetzt gelte es, weiter alles dafür zu tun, „das schrittweise Öffnen des Alltagslebens“ zu ermöglichen. Darauf sind alle Maßnahmen der Bundesregierung in den kommenden Wochen ausgelegt, so Braun. „Mein ganzes Tun zielt darauf ab, die Infektionszahlen so niedrig zu halten, dass wir unser Wirtschafts- und Sozialleben langsam wieder öffnen können.“
Für Helge Braun ist dabei klar, dass der Staat die Wirtschaft weiterhin in der Krise akut unterstützen muss, aber gleichzeitig auch schon die Weichen für die Zeit nach Corona richtig stellen muss: „Wir müssen auch nach der Krise für positive Signale sorgen, damit die Konjunktur schnell wieder anspringt.“ Das betreffe insbesondere diejenigen Bereiche, „die durch politische Entscheidungen geschlossen wurden wie der Gastronomie oder der Reisebranche.“
Wissenschaft stellt Informationen zur Verfügung – Politik entscheidet
Die zuletzt aufkommende Kritik an der Wissenschaft hält Braun „für sehr, sehr problematisch.“ Politik sei auf wissenschaftliche Expertise angewiesen. Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler stellen fortwährend wichtige Informationen zur Verfügung: über Ansteckungswege, die Infektionsdynamik und besonders betroffene Gruppen. Der Kanzleramtsminister betont aber: „Im Lichte der Beantwortung dieser Fragen gestaltet die Politik die Entscheidungen. Nicht die Wissenschaft!“
Als ausgebildeter Arzt ist Prof. Dr. Helge Braun in beiden Welten zu Hause, in der Medizin und in der Politik. Er kennt die Situation von Ärzten und Pflegern aus seiner Zeit im Krankenhaus und weiß, wie es denen geht, wenn eine Intensivstation in eine Belastungssituation kommt: „Das habe ich im Kleinen selbst erlebt und will es deshalb für ganz Deutschland um jeden Preis vermeiden. Es ist eine schreckliche Vorstellung für mich, wenn wir Patienten nicht die bestmögliche gesundheitliche Versorgung zukommen lassen könnten, weil die Ressourcen zu knapp werden.“
Für ein Ende der Pandemie sei daher die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs von ganz entscheidender Bedeutung. Erst wenn ein Impfstoff für die ganze Bevölkerung vorhanden ist, könne man mit Sicherheit sagen, die Corona-Krise ist vorbei. „Aber auch bis dahin können wir schrittweise viel von dem, was uns wichtig ist, wieder aufnehmen, wenn wir uns an die neuen Grundregeln von Abstand und Hygiene halten“, sagt der Chef des Bundeskanzleramts.
Das komplette Interview mit dem Kanzleramtschefs finden Sie hier.
Im Interview spricht Helge Braun unter anderem noch über die Einführung einer Corona-App, die Folgen von Corona für die Haushaltslage des Bundes sowie über mögliche Staatshilfen für Großkonzerne.