
Annegret-Kramp-Karrenbauer: Corona birgt große Chancen für Deutschland und Europa
- Bei Facebook teilen
- Bei Twitter teilen
- Bei Whatsapp teilen
- Per Messenger teilen

Deutschland und Europa müssen die Corona-Krise auch als Chance verstehen – dafür wirbt die CDU-Vorsitzende, Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Interview mit dem Sender ntv. „Corona ist eine Disruption, ein Bruch mit dem Bestehenden. Darin liegt aber auch eine Chance, Deutschland ein Stück weit freier aufzustellen und vor allen Dingen Investitionen so zu nutzen, dass daraus nachhaltig wirtschaftliche Stärke und Wachstum entstehen kann“, betonte sie. Dabei sei es wichtig, zu wissen, was schon im Jahr 2019 nicht funktioniert habe – und es anders zu machen. Bei großen Investitionen etwa sei nicht das Problem, dass Geld gefehlt habe, sondern dass es zu lange gedauert habe und zu bürokratisch war, so Kramp-Karrenbauer.
Wirtschaft und Gesundheit nicht gegeneinander ausspielen
Die CDU-Vorsitzende erklärte weiter, dass es falsch sei, zu denken: entweder Gesundheit oder Wirtschaft. „Wir wollen gesundheitliche Sicherheit und eine starke Wirtschaft gleichzeitig“, bekräftigte sie. Covid-19 sei zunächst eine gesundheitliche Herausforderung, und natürlich hätten die Maßnahmen zur Eindämmung großen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation. Es sei daher völlig normal, dass über die Notwendigkeit und die Dauer dieser Grundrechtseingriffe öffentlich diskutiert werde. Der Blick in andere Länder zeige aber, wie schnell ein System überfordert sein kann – beispielsweise in Italien und aktuell in Südamerika und den USA. „Ich möchte keine Situationen erleben, in der jemand eine Behandlung deshalb nicht bekommen kann, weil wir keine Intensivbetten, kein Beatmungsgerät frei haben. Das war das große Ziel der letzten Wochen und das haben wir auch dank der Disziplin der Menschen im Lande erreicht“, so Kramp-Karrenbauer.
Für die wirtschaftliche Erholung sei nun ein „kraftvolles Gesamtpaket“ wichtig: „Entscheidend ist: Wie schaffen wir es, Arbeitsplätze in Deutschland zu halten und zukunftsfeste Jobs zu schaffen?“, definierte die CDU-Vorsitzende die wichtigsten Fragen. Dabei hätten Unternehmen – große, mittlere und kleine – in den letzten Wochen der Krise Verantwortung gezeigt. Anfang Juni werde weiter entschieden, welche Hilfen es zur Unterstützung von Unternehmen geben werde. Vor allem brauche es Investitionen in und für die Zukunft. „Wir brauchen finanzielle Spielräume, Begrenzungen von Belastungen und ein positives Klima, das Lust auf Investitionen und Konsum macht“, betonte sie. Zusätzliche Belastungen durch Steuererhöhungen schloss Kramp-Karrenbauer dabei aus.
Zusammenhalt in Europa
„Deutschland wird diese Krise nur gut überstehen, wenn Europa insgesamt gut durch diese Zeit kommt“, erklärte Kramp-Karrenbauer und lobte dabei den Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Der Vorschlag sei der historischen Situation angemessen und die richtige Antwort, weil es nicht um eine dauerhafte Vergemeinschaftung der Schulden gehe, sondern der Ansatz zeitlich begrenzt sei und ein Haftungsrahmen gesetzt werde. Staaten müssen weiterhin für ihre eigenen Schulden haften und bekommen gleichzeitig europäische Unterstützung. Auch die Verwendung der Investitionen sei klar angesprochen, auch wenn in den kommenden Tagen noch viele Einzelheiten zu klären seien.
Keine einfachen Antworten
Mit Blick auf derzeit kursierende Verschwörungstheorien sagte die CDU-Vorsitzende: „In schwierigen Zeiten ist die Versuchung, einfache Antworten und irgendeinen Schuldigen zu finden, immer groß.“ Aufregung über Verschwörungstheoretiker löse jedoch keine Probleme. Daher „müssen wir uns darauf konzentrieren, weiter über Lösungen für die Fragen und Probleme zu finden, die die überwiegende Mehrzahl der Menschen hierzulande beschäftigt“, betonte sie. Das seien unter anderem die Fragen der Kinderbetreuung und der Sicherung von Arbeitsplätzen.
Zudem müsse man nun abwarten, wie sich die Zahl der Infektionen nun entwickele. Nach der Öffnung der europäischen Grenzen im Sommer und vor allem im Herbst, wenn die Zahl von Infektionen grundsätzlich zunehme. „Ob und wie dramatisch das sein wird, hängt auch davon ab, wie wir uns in einer Corona-Normalität einrichten und dieses veränderte Leben beibehalten“, erklärte Kramp-Karrenbauer. Persönlich fehle ihr am meisten der persönliche Kontakt, sowohl zu Familie und Freunden als auch zu Kollegen und zur Truppe. Videotelefonie funktioniere gut, sei aber auf Dauer kein Ersatz für persönliche Begegnungen.
Das komplette Interview finden Sie hier