
Jens Spahn im Interview: Zeit für einen gesunden Patriotismus
Gesundheitsminister Jens Spahn bekommt jeden Tag Anrufe von Amtskollegen aus aller Welt. Sie interessiert nur eins: Was haben wir in Deutschland gemacht, dass wir so gut durch die Krise gekommen sind? Spahn weiß, es geht nur, wenn die Bürger mitmachen und auf sich und andere achten – nicht mit Zwangsmaßnahmen.
Entschlossen gehandelt, um Menschenleben zu retten
Frühjahr dieses Jahrs in Deutschland. Die Nachrichten und Zeitungen zeigen Bilder aus Italien, Spanien und Frankreich und aus den USA. Bilder von den überfüllten Krankenhäusern, den Armee-Transportern, die Leichen abtransportierten, und von den Ärzten und Krankenpflegern, die um Menschenleben kämpften. „Wir dürfen nicht vergessen, warum wir die Maßnahmen ergriffen haben. Wir wollten solche Bilder vermeiden. Und unterm' Strich kann man sagen: das ist uns gelungen“, so Jens Spahn im Rückblick auf das Krisenmanagement der Bundesregierung.
Nein, die Bundesregierung habe sich die Entscheidungen nicht leicht gemacht, so Spahn. Sie habe gewusst, was diese schmerzvollen Einschränkungen und Entbehrungen für jeden einzelnen der Bürgerinnen und Bürger bedeutet. Und es war von Anfang an klar, dass die Maßnahmen nicht auf Dauer wirken können. Auf die Frage, was diese Verantwortung mit ihm gemacht hat, antwortet Spahn: „Es gab Phasen, da habe ich mich 10 Jahre älter gefühlt.“
Für eine Entwarnung zu früh - wir sind aber vorbereitet
Trotz allem sei jetzt die Zeit, stolz zu sein auf das Erreichte, so Spahn. Die Gesellschaft sei trotz aller Härten und Schwierigkeiten, vernünftig und besonnen mit der Krise umgegangen. Das sei Anlass für einen gesunden Patriotismus: „Das haben wir doch gut zusammen hingekriegt als Nation.“
Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh: „Das Virus ist noch da und wenn wir es ihm zu leicht machen, kann es sich auch ganz schnell wieder ausbreiten.“ Der Staat sei jetzt besser vorbereitet als vor der Krise betont der Gesundheitsminister. Die Testkapazitäten wurden ausgebaut und die Ausbrüche können jetzt schneller erkannt und die Kontakte nachverfolgt werden. Die Bundesregierung hat jetzt viel dafür getan, um dem Risiko für eine zweite Welle vorzubeugen. Und für die Familien gibt es auch endlich gute Nachrichten: „Wenn sich das Infektionsgeschehen so fortsetzt wie bisher, dann kann nach den Sommerferien der Regelbetrieb in den Kitas und Schulen wieder starten.“
Das Interview führten Gordon Repinski und Michael Bröcker für The Pioneer.
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