
Spahn: “Wir sind pandemiemüde, das Virus ist es nicht”
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich im Deutschen Bundestags den Fragen der Parlamentarier zu den weiteren geplanten Maßnahmen der COVID-19-Bekämpfung gestellt. “Wir sind pandemiemüde, das Virus ist es nicht”, sagte Spahn in seiner Eröffnung.
Einleitend sagte Bundesgesundheitsminister Spahn, Deutschland befinde sich bei der Corona-Bekämpfung “auf einen guten Weg”. Dieser Weg sei mit viel Verzicht und vielen Härten verbunden gewesen. Die Inzidenzwerte seien von über 200 auf nunmehr unter 60 gefallen. Auch gebe es erste Effekte des Impfens, die vor allem auf den Intensivstationen zu beobachten seien. Das Virus versuche durch Mutationen weiter ansteckend zu bleiben. “Das strengt an”, sagte Spahn. Nach vier Monaten des Lockdowns werde die Zeit, aber auch manche Debatte rauer. Deshalb sei es wichtig, mit Umsicht, Impfen und Testen auf diese angespannte Situation zu reagieren.
Schnelltests und Selbsttests geben mehr Sicherheit im Alltag
Es gäbe deutlich mehr verfügbare Schnelltests, deutlich mehr als noch vor zwei oder drei Monaten. Dabei gehe es nicht um das Ob, sondern um das Wie. “Schnelltests können Sicherheit im Alltag geben, in den Schulen oder auch bei Reisen", sagte Spahn. Selbsttests können konkrete Hilfe leisten für Einzelne, beispielsweise bei Theaterbesuchen. Aber dies sei, so Spahn, als Perspektive zu verstehen.
“Wenn wir heute die ersten drei Schnelltests freigeben, heißt das nicht, dass wir direkt und schnell flächendeckend zurückkommen.”
Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Deutschland und Österreich sagte Spahn: “Wir haben einen anderen Weg gewählt als unsere österreichischen Freunde.” Er verwies darauf, dass es aussagefähiger Studien bedürfe, um die Tests auch anerkennen zu können. “Ein Zettel des Herstellers allein reicht mir zur finalen Bewertung nicht”, bemerkte Spahn.
Corona gehe nicht einfach wieder weg, aber “wir haben Tag um Tag mehr Möglichkeiten und Mittel, um dem etwas entgegenzusetzen”, so Spahn. Auch sei er dafür, “dass wir die nächsten Schritte vorsichtig angehen - auch für die Akzeptanz. Damit wir in fünf Wochen nicht wieder vor dem nächsten Lockdown stehen.”
Masken innerhalb von geschlossen Räumen
Mit Blick auf die Mutationsvarianten sei es nicht nur als vorbildlich zu bewerten, sondern auch zielführend, wenn alle Menschen innerhalb des betreffenden Raumes Schutzmasken tragen würden, so Spahn. “Wir hatten das Gefühl, wir sind wieder raus aus der Welle, und müssen vor dem Hintergrund der Mutation feststellen, dass eher die dritte Welle droht”, sagte er.
“Wir müssen damit leben, mit diesem Virus zu leben.”
Spahn begründete das vorzeitige und weiter geplante Öffnen von Friseursalons als dringend notwendige Maßnahme, “auch weil mit der Körperpflege auch eine psychische Stabilität einhergeht.” Zudem sei in einigen Ländern bald auch wieder eine Öffnung von Gartenmärkten geplant. “Gerade Schnell- und Selbsttests schaffen hier Möglichkeiten”, sagte Spahn.
“Eine Inzidenz von Null wird es dauerhaft nicht geben, es sei denn, Sie ziehen eine Mauer um dieses Land, was niemand will”, sagte Spahn auf die Frage aus der AfD-Fraktion. Gesundheitsschutz sei stärker zu bewerten als andere Dinge: “Wir müssen damit leben, mit diesem Virus zu leben.”
Impfstoffmenge im zweiten Quartal deutlich höher
“Mit dem, was derzeit an Produktionskapazität vorhanden ist, können wir im zweiten Quartal von deutlich höheren Impfstoffmengen ausgehen”, sagte Spahn. Weil bereits im vergangenen August damit begonnen wurde, Impfstoffe marktreif zu machen, seien “wir heute überhaupt in der Lage, so viel zu impfen.” Es sei zu beobachten, dass alle betreffenden Impfstoffhersteller derzeit Kooperationen eingehen, um die Produktion der Impfstoffe weltweit zu erhöhen.
Zudem warb Spahn für die Impfung: “Die Pocken haben wir mittels Impfung ausgerottet, bei der Kinderlähmung sind wir kurz davor", sagte er.