Spahn: „Gute Pflege ist die soziale Frage der 20er Jahre“
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Die Corona-Pandemie hat offengelegt, was wir im Bereich Pflege noch verbessern müssen. Sie ist „Problembeschleuniger für die Pflege“, nennt das Gesundheitsminister Jens Spahn. Viele Initiativen suchen neue Wege, der Bundestag hat wichtige Maßnahmen beschlossen. Und die Situation in Deutschland ist im Vergleich mit anderen Ländern auch relativ gut. Wie der Beruf attraktiver wird, wie man junge Frauen und Männer für den Pflegeberuf gewinnt, und andere Fragen mehr – darüber debattierte der 7. Pflegetag in Berlin. Gleichzeitig legte die Konzertierte Aktion Pflege (KAP) ihren Zwischenbericht vor. Was es jetzt weiter braucht, sind harte Fakten. Ein „Danke“ und „Ihr seid Helden“ reicht nicht. Gesundheitsminister Jens Spahn betonte dazu im Deutschlandfunk: „Es geht darum, den Beruf insgesamt attraktiver zu machen, zusätzliche Stellen zu finanzieren, eine bessere Bezahlung“ sicherzustellen.
Die Ausgangslage ist gut
Knapp eine halbe Million Menschen in Deutschland arbeitet in der Pflege – einschließlich Hebammen und Reha. Statistisch kommen auf 1 000 Frauen und Männer in Deutschland sechs Pflegerinnen oder Pfleger. Im Vergleich der OECD-Staaten liegt Deutschland damit im oberen Drittel. Auch die Entwicklung stimmt: 2019 begannen 71 300 junge Leute eine Pflege-Ausbildung. Das sind fast 40 Prozent mehr als 2009. Ein Viertel der Azubis sind junge Männer – mit zunehmendem Anteil.
Dennoch fehlen in der Pflege Fachkräfte. 3 500 bis 4000 Fachkräfte sind es in der Intensiv-Pflege. Dazu Spahn: „Intensiv-Fachpflege ist ein Bereich, den man nicht in 3 oder 6 Monaten lernen kann. So eine Ausbildung dauert deutlich länger. Deswegen ist das ein Marathon.“ Eine Aufstockung von März bis November ist so nicht möglich gewesen. Spahn betont: „Es geht darum, den Beruf attraktiver zu machen.”
Für den Pflegeberuf begeistern
Mit großem persönlichen Einsatz kümmern sich Pflegekräfte in Heimen, Krankenhäusern und Praxen um Kranke, Ältere und Hilfebedürftige. Die Pandemie fordert von ihnen viel. „Pflegekräfte sind besonders betroffen. Sie sind für Viele Seelsorger in der Pandemie-Krise. Sie sind täglich der Gefahr ausgesetzt, selbst zu erkranken. Und sie arbeiten oftmals am Rande ihrer Belastungsfähigkeit.“
Die Arbeitsbedingungen für diesen Einsatz und die Rahmenbedingungen der Ausbildung wurden in den letzten Jahren schrittweise verbessert. Ein Gesetz für bessere Löhne in der Pflege ist seit 2019 Grundlage für faire Tariflöhne. Damit sollen mehr Menschen für den Pflegeberuf begeistert und gewonnen werden. Mehr Stellen wurden ausgeschrieben und finanziert. Es gibt Kampagnen für Pflege im Inland und Anwerbungen aus dem Ausland. Neue Personalschlüssel sollen Pflegekräfte deutlich entlasten.
Doch „der Arbeitsmarkt ist leergefegt“, räumt auch der Gesundheitsminister ein. Stellenbesetzungen in der Pflege sind daher besonders schwierig. Er stellt fest: „Gute Pflege sichern, ist die soziale Frage der 20er Jahre.“
Der Blick richtet sich nach vorn
Vor diesem Hintergrund dankte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Auftakt des Pflegetages allen Pflegekräften für ihren Einsatz: „Pflege ist Ausdruck gelebter Menschlichkeit.“ Die Aufgabe sei unter den Bedingungen der Corona-Pandemie „ungleich schwieriger“ geworden. Es bestehe kein Zweifel, dass die Pandemie auch die Pflegenden belaste. Sie danke „von Herzen allen, die jeden Tag ihr Bestes geben".
Gute Pflege braucht auch gute Rahmenbedingungen. Merkel appellierte, weiter gemeinsam gute Lösungen zu finden. Sie betone: „Der Schutz der Gesundheit von Pflegebedürftigen hat höchste Priorität.“ Neben einer guten gesundheitlichen Versorgung bräuchten Pflegebedürftige auch Zuwendung, vor allem von Angehörigen. Das sei angesichts der Einschränkungen durch die Pandemie zu einer neuen Herausforderung geworden.
Weitere Verbesserungen in der Pflege
Wir stellen die richtigen Weichen für mehr Pflegepersonal, Entlastung für Pflegekräfte und persönlichere Betreuung. Das haben wir schon beschlossen:
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Mit dem Sofortprogramm Pflege werden 13 000 neue Stellen für Pflegekräfte in Altenpflegeheimen geschaffen.
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Mit der Reform der Ausbildung zu Pflegeberufen machen wir diese attraktiver:
2020 startete die generalistische Pflegeausbildung.
Das Schulgeld wird abgeschafft, stattdessen erhalten Auszubildende eine Vergütung.
Die Bundesregierung hat ein Gesetz für bessere Löhne in der Pflege beschlossen (Pflegelöhne-Verbesserungsgesetz). Auf dieser Grundlage sollen faire Tariflöhne ausgehandelt werden. -
Bürokratische Hemmnisse zur Anwerbung ausländischer Pflegefachkräfte wurden abgebaut. Zusätzliche helfende Hände entlasten alle anderen.
Schutz vor dauerhafter Überlastung
Die Corona-Pandemie hat auch deutlich gemacht, dass die Pflege in Deutschland an der Belastungsgrenze ist. Pflegerinnen und Pfleger brauchen Schutz vor zu hoher Arbeitsbelastung. Die Arbeitsbedingungen müssen weiter verbessert werden. Dazu muss eine Reihe von Maßnahmen greifen.
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Derzeit berät der Deutsche Bundestag das Versorgungsverbesserungsgesetz (GPVG). Damit sollen ab 2021 insgesamt 20 000 neue Assistenzstellen in der Altenpflege finanziert werden. Damit können Pflegekräfte weiter entlastet werden. Wichtig für Pflegebedürftige: Ihr Eigenanteil soll dadurch nicht steigen.
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Es geht der Appell an alle Beteiligten in der Pflege, sich auch für neue digitale Konzepte und Angebote zu öffnen.
Wir wollen die Finanzierung der Pflege insgesamt auf eine neue, zukunftsfeste Grundlage stellen. Dafür hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erste Eckpunkte genannt, die der Deutsche Bundestag 2021 beschließen soll.